Orgeln
„Das Mannheimer Wunderwerk“ schrieb der Leipziger Komponist Sigfrid Karg-Elert im Jahr 1920 über die älteste und größte der drei Orgeln der Christuskirche. Die Steinmeyer-Orgel auf der nördlichen Empore ist mit 96 Registern auf vier Manualen und Pedal einschließlich eines Fernwerks und mit 7869 klingenden Pfeifen die größte Denkmalorgel Baden-Württembergs und eine der wenigen großen Konzertorgeln der Spätromantik, die beide Weltkriege und die Deutsche Orgelbewegung fast unversehrt überstanden hat. Als Kontrast zu dem monumentalen Gesamtklang lassen sich auf dem unsichtbaren Fernwerk in der Kuppel der Kirche sehr leise, ins unhörbare entschwindende und schwebende Klänge von impressionistischem Reiz erzeugen.
Eingeweiht wurde das als Opus 1100 von der Königlich Bayerischen Hof-, Orgel- und Harmoniumfabrik G. F. Steinmeyer in Oettingen erbaute Instrument zeitgleich mit der Christuskirche am 1. Oktober 1911. Orgelfreunde aus aller Welt schätzen ihre klanglichen Besonderheiten wie das durchschlagende Zungeregister „Klarinette“, die zahlreichen Schwebungen und Konzertflöten, die verschiedenen Hochdruckstimmen, sowie die Celesta (Glockenspiel) und die zwei Schwelljalousien im Fernwerk.
Drei Eigenschaften zeichnen die zweite Orgel der Christuskirche – die Marcussen-Orgel auf der Südempore – aus: Die Traktur, die Verbindung von der Taste bis zur Pfeife, ist mechanisch und erlaubt dem Spieler eine differenzierte Artikulation. Die Auswahl der Register und deren Intonation entsprechen ganz den Klangvorstellungen der Barockzeit, insbesondere des Norddeutschen Barocks, der durch einige französische Klangfarben ergänzt wird. Die Stimmung ist ungleichschwebend und lässt dadurch die einfacheren Tonarten in besonderer Klarheit erstrahlen. Das am 8. Mai 1988 eingeweihte Instrument mit seinen zwei Manualen, 31 Registern und 2365 Pfeifen wurde nahezu vollständig mit Spendengeldern finanziert.
Hauptaufgabe der 2004 hinzugekommenen Truhenorgel von Daniel Gruber ist die Mitwirkung als Orchesterinstrument in Kantatengottesdiensten und Oratorienaufführungen barocker Meister. Mit nur einem Manual, fünf Registern und 264 Pfeifen eignet sich das transportable Instrument auch für Kammermusik. Dieräumliche Nähe zu Sängern und Instrumentalisten erlaubt mehr Präzision und erreicht einen geschlosseneren Klang. Als Soloinstrument verwendet, entfaltet die Truhenorgel bei der Interpretation von Orgelmusik aus Renaissance, Barock oder Frühklassik klanglichen Charme und besondere Prägnanz.
mit den Orgeln der Christuskirche Mannheim
UNIVERSUM BACH
Orgelwerke von Bach (Passacaglia, Toccata in d - vor- und rückwärts, Triosonate Es-Dur),
Buxtehude (Praeludium C-Dur), Clerambault (2. Suite) und Krebs (Freu dich sehr, o meine Seele).
Johannes Matthias Michel an der Marcussen-Orgel der Christuskirche Mannheim, Christopherus CHE 0112-2 (2001) € 8.-
Arnolt Schlick, ausgewählte Orgelwerke
Johannes Michel an der Marcussen-Orgel
in: Ich rühm dich Heidelberg
Christopherus 1992